Erfahrungsbericht Amelie

Amelie

Was für ein gigantisches, zauberhaftes und atemberaubendes Jahr!

Sammle Momente, keine Dinge … Diesen Satz habe ich mir zu Herzen genommen und letztes Jahr in die Tat umgesetzt – nach meinem Abitur im Juni 2019 bin ich für 12 Monate nach Australien gegangen und habe dort mehr Momente gesammelt, als ich es mir jemals erträumt hätte. Nach einem Jahr voller unvergesslicher Erfahrungen bin ich vor ein paar Wochen wieder nach Deutschland zurückgekehrt – und möchte euch im Folgenden ein kleines bisschen von meinen Abenteuern in Down Under erzählen – viel Spaß beim Lesen!

Mein Name ist Amelie, ich bin 19 Jahre alt und komme aus einer kleinen Stadt im Süden Bayerns. Seit ich denken kann war es mein Traum, nach der Schule ins Ausland zu gehen – ich wollte etwas komplett Neues ausprobieren und eine unvergessliche, besondere Zeit erleben. Ich liebe Kinder und bin ein wahnsinniger Familienmensch, deshalb wusste ich bereits relativ früh, dass ein Au Pair Jahr genau das Richtige für mich sein würde. Als ich meinen australischen Freund Toby in Deutschland kennenlernte und von ihm einen Einblick in das Leben Down Under bekam, war bald klar, wo die Reise hingehen sollte – auf ans andere Ende der Welt!

Erster Schultag nach den Ferien

Auf der Suche nach passenden Au Pair Programmen bin ich damals auf „Highschool Australia“ gestoßen, habe mich nach kurzem Überlegen für diese Agentur entschieden und empfand den Service während des ganzen Bewerbungsprozesses als sehr zuvorkommend, hilfsbereit und geduldig – zu sagen, dass ich ein paar Fragen hatte, wäre wohl eine leichte Untertreibung … Ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit meiner Wahl und würde „Highschool-Australia“ jedem empfehlen, der auf der Suche nach dem richtigen Au Pair Programm für Australien ist. Obwohl deren Hauptsitz und damit Kontaktnetz an der Ostküste liegt, schien es keine Probleme zu geben, eine Familie in meiner Wunschstadt Perth aufzutun. Nicht lange nach dem Abgeben meiner Bewerbung wurde mir ein erster Vorschlag zugeschickt, der tatsächlich wie die Faust aufs Auge passte. Ich kam mit der Familie ins Gespräch, lernte Mama und Kinder via Skype kennen und war schlicht und ergreifend begeistert. Die Gastfamilie in der Innenstadt von Perth, zehn Minuten vom Strand entfernt, schien genau richtig für mich zu sein und so wurde schon nach wenigen Tagen vereinbart, dass ich Mitte August dort als Au Pair anfangen würde.

Mit dem Abizeugnis in den Händen ging es nur einen Tag nach meinem Abiturball zum Flughafen nach Frankfurt, und die große Reise, auf die ich so lange hingefiebert hatte, konnte beginnen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass diese Vorfreude einen gehörigen Dämpfer bekam, als es Zeit war, mich von meiner Familie zu verabschieden: Ich zweifelte an meinem Plan, alleine nach Australien zu fliegen – das alles erschien mir in diesem Moment plötzlich doch als ziemlich gewagt und war in erster Linie eines: beängstigend. Trotzdem – ich nahm all meinen Mut zusammen und zog die Sache durch – Australien ist zwar am anderen Ende der Welt, doch Familienliebe wird immer größer sein als jede Entfernung … Glücklicherweise leben wir außerdem in einer Welt, in der Skype, Facetime und Co den Kontakt auch über die halbe Erdkugel hinweg ermöglichen – eine Tatsache, die mir im Nachhinein über so manchen schlechten Tag hinweggeholfen hat!

Pinnacles, Nambung National Park, WA

Mein Flug mit Singapore Airlines verlief problemlos und als ich meinem Endziel Perth immer näher kam, war ich größtenteils schon wieder so voller Aufregung und Vorfreude, dass ich kaum mehr stillsitzen konnte. Was für ein besonderes Gefühl, wenn man weiß, dass man kurz vor dem bis dahin vielleicht größten Abenteuer seines Lebens steht …  

Hier mache ich mal einen kleinen Zeitsprung, denn bevor ich zu meiner Au Pair Familie gekommen bin, habe ich etwas Zeit mit meinem Freund verbracht und gemeinsam mit ihm die Westküste bereist – ein unglaublich schöner Start in mein Australienjahr und schon genügend Zeit, mich in dieses wundervolle Land zu verlieben. Vor allem Perth hat es mir angetan – eine unglaublich schöne Stadt mit einem ganz besonderen Flair, den ich so noch nie anderswo erlebt habe: Großstadt trifft auf endlose Grünflächen, wunderschöne Parks, atemberaubende Strände mit türkisblauem Wasser, zahlreiche Sport- und Freizeitmöglichkeiten, kleine süße Cafés und verwinkelte Einkaufsgassen. Ich kann nur jedem, der nach Australien kommt, wärmstens ans Herz legen, die im Vergleich zur Sunshine Coast eher unbekannte Westküste nicht zu vergessen. Zu sagen, Western Australia ist eine Reise wert, wäre eine Untertreibung! Perth, Denmark, Exmouth, Lancelin und Co sind verborgene Schönheiten, die mit Individualität beeindrucken, keine Mainstream Orte sind und mir persönlich unglaublich stark in Erinnerung geblieben sind. 

Meine drei Schützlinge

Mitte August bin ich dann zu meiner Gastfamilie gezogen. Ich hatte sie Ende Juli bereits einmal getroffen und mich sehr drauf gefreut, alle besser kennenzulernen. Wie erwartet war alles zu Beginn noch etwas ungewohnt, doch bereits nach wenigen Tagen fühlte ich mich wunderbar wohl und genoss jede Minute, die ich mit Susan (Mama), Dom (Papa), Hayden (12), Alex (6) und Isabella (3) verbringen konnte. Ich wurde super herzlich aufgenommen und von Anfang an wie ein Familienmitglied behandelt. Schnell schloss ich sowohl Eltern als auch Kinder ins Herz und konnte mir schon nach wenigen Wochen nicht mehr vorstellen, ohne meine drei kleinen Frechdachse in Australien zu sein. Die emotionale Bindung, die ich mir so sehr gewünscht hatte, war von Anfang an da, entwickelte sich aber erst nach ein paar Monaten so stark, dass ich mich dazu entschied, länger in meiner Au Pair Familie zu bleiben als die ursprünglich geplanten fünf Monate. Erst wurden acht daraus und dann schließlich doch zehn – ich könnte nicht glücklicher sein über diese unvergessliche Zeit, die ich mit den fünfen, vor allem mit den Kindern, erlebt habe. Egal ob Bücher lesen, backen, Lego bauen, Spielplätze unsicher machen, Sandburgen bauen, Trampolin springen, Wellen reiten, Wettrennen machen, Cricket spielen, Höhlen bauen, Puzzles machen, Roller fahren, Filme schauen, einkaufen gehen, Geburtstage gemeinsam feiern oder Brettspiele spielen – ich hatte einen Riesenspaß mit Izzy, Alex und Hayden und bin unglaublich dankbar für die vielen Momente, die ich mit den drei zusammen verbracht habe. Zu sehen, wie aufgeregt Izzy an ihrem ersten Kindergartentag war, wie stolz Alex strahlte, als er seinen ersten Zahn verlor und wie zufrieden Hayden lächelte, als er den alljährlichen Schul-Schwimmwettkampf gewann, sind Erinnerungen, die ich niemals vergessen werde und die einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen haben. Am Ende dieser zehn Monate in meiner Au Pair Familie war ich wie eine große Schwester für die Kinder und habe mich einfach nur zuhause gefühlt. Um so schwieriger war es, Tschüss zu sagen und dieses Leben, das ich mir in Australien aufgebaut hatte, hinter mir zu lassen. Ich habe mich in Natur, Menschen und Kultur dieses Landes verliebt und bin mir in einer Sache ganz sicher: das war nicht mein letzter Besuch! Ich habe nach wie vor Kontakt zu meiner Gastfamilie und freue mich darauf, die Kinder weiter aufwachsen zu sehen – an was sie sich wohl in zwei Jahren noch erinnern werden aus der Zeit mit ihrer „Amemie“. 

Wasserfall in Bali

Auch wenn ich von der Agentur selbst keine Kontakte zu anderen Au Pairs bekam (wie vorhin bereits erwähnt, ist das Kontaktnetz an der Westküste einfach nicht so groß wie im Osten Australiens), habe ich trotzdem von Anfang an sehr schnell Anschluss gefunden und innerhalb von wenigen Wochen ein paar wirkliche tolle Mädels kennengelernt. Egal ob Facebook-Gruppen, organisierte Au Pair Frühstücke und Ausflüge (Reisebüro Peter Pans), Bekanntschaften in Schule und Kindergarten, Play Dates auf Spielplätzen, Freunden von Freunden …, ich hatte  zu keiner Zeit Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen, konnte immer viele neue Menschen kennenlernen und hatte das ganze Jahr über sehr liebe Freundinnen an meiner Seite. Wir haben Roadtrips unternommen, Tagesausflüge innerhalb von WA gemacht, Perth unsicher gemacht und noch so vieles mehr, was natürlich viel dazu beigetragen hat, dass ich mich in Australien so wohl gefühlt habe. Viele Bekanntschaften gehen bereits jetzt über diese 12 Monate in Down Under hinaus, ich habe zu vielen der Mädels nach wie vor Kontakt und freue mich wahnsinnig auf ein baldiges Wiedersehen …  

Ich hatte das Glück, während meiner Zeit als Au Pair öfter mal mehrere Tage am Stück freizuhaben, dadurch hatte ich die Möglichkeit, Australien zu bereisen, anschließend aber immer wieder zu meiner Gastfamilie zurückkehren zu können. Ich habe die klarste Luft der Welt in Tasmanien eingeatmet, bin in Exmouth mit einem Walhai geschwommen, habe den Sonnenaufgang am magischen Uluru gesehen, bin in Bali einen Vulkan hinaufgestiegen und habe in Melbourne eines der berühmtesten Cricket-Stadien der Welt besucht – unglaublich viele wundervolle Momente und Erfahrungen, die fest in meinem Herzen leben! 

On Top of the World im Kings Canyon NT

Ich habe mich in diesem letzten Jahr verändert, Fehler gemacht aber vor allem wahnsinnig viel dazugelernt und bin stolz darauf, in dieser Zeit ein bisschen über mich hinaus gewachsen zu sein. Australien habe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen. Mein unglaubliches Abenteuer in Down Under ist zu Ende und meine zweite Familie, die ich so sehr ins Herz geschlossen habe, jetzt wieder am anderen Ende der Welt. Trotzdem weiß ich, dass es kein Abschied für immer war! Außerdem folgt nach jedem Tschüss auch wieder ein Hallo. Es war wirklich wunder-, wunderschön nach Hause zu kommen und meine Familie wieder in die Arme schließen zu können. 12 Monate sind eine laaange Zeit und ich genieße jede Sekunde, die ich zur Zeit mit ihnen verbringen kann. Wie bereits gesagt, ist Familienliebe einfach etwas ganz Besonderes! Ich hatte das Glück, dass meine Eltern und meine Schwester mich zur Hälfte meiner Zeit in Australien besuchen kamen und wir so gemeinsam wunderschöne Tage in diesem unglaublichen Land verbringen konnten. Zusammen mit meiner Gastfamilie haben wir Weihnachten (sowohl deutsch als auch australisch) und Silvester gefeiert, uns über die beiden unterschiedlichen Kulturen ausgetauscht, Ausflüge unternommen und noch so vieles mehr – es war wundervoll, meiner Familie zu zeigen, wo ich das letzte halbe Jahr gelebt hatte und von diesen gemeinsamen, unvergesslichen Erlebnissen in Down Under sprechen wir gerade jetzt unglaublich viel. 

Was für ein gigantisches, zauberhaftes und atemberaubendes Jahr! Ich kann nur jedem, der sich überlegt, als Au Pair nach Australien zu gehen, wärmstens empfehlen genau das zu tun, und wünsche allen, die sich dazu entschließen einen unvergesslichen Aufenthalt. Habt viel Spaß und genießt es!